Vortrag am Domgymnasium Verden

am Dienstag, 14. September 2010


Prof. Dr. Karl-Wilhelm Weeber


Romdeutsch - Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen

 

Beginn: 11.30 Uhr                              Ort: Aula des Domgymnasiums

 

Dauer des Vortrags: ca. 1 h

(Im Anschluss besteht die Gelegenheit, Fragen zu stellen.)

 

 

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Wer sich "nüchern" beim Arzt vorstellen soll, der weiß, dass er nichts gegessen und - jedenfalls eine Zeitlang - nichts getrunken haben soll. Aber ahnt er auch, dass er da in Wirklichkeit in "nächt-lichem" Zustand erscheint? "Nüchtern" ist ein Lehnwort zu lateinisch nocturnus.


Ist es peinlich, das nicht zu wissen? Besser nicht, denn sonst wäre eine Strafe fällig: "peinlich" leitet sich von poena, "Strafe", ab.


Der Vortrag möchte in unterhaltsamer Form einige sprachliche Aha-Erlebnisse vermitteln und deutlich machen, wie intensiv die Sprache der alten Römer noch im heutigen Deutsch weiterlebt.


Natürlich auch im Fremdwort: Affekt, Konfekt, Defekt, Präfekt, Infekt - alles geht auf facere, "machen", zurück - und lässt sich mit der Kenntnis weniger Vor-silben bestens erklären.


Pille - hat das etwas mit pila, "Ball", zu tun? Unsere Sprache hält zahlreiche überraschende "lateinische" Wortgeschichten bereit, von denen einige erzählt werden. Ausflüge in die latein-stämmige Jugendsprache und ins scheinbare "Denglisch" - in Wirklichkeit zu großen Teilen ein "Deng-latein" ("City" kommt von civitas und "Service Provider" ist komplett lateinisch "out-gesourct") runden den Vortrag ab.


Und zudem ein bisschen Dumm-oder Besserwisserlatein, wenn etwa von "Internas" oder "intimsten" Bereichen die Rede ist. So etwas ist einfach nur peinlich. Will sagen: Es verdient Strafe, siehe oben.


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Zur Person:

Karl-Wilhelm Weeber (*1950) studierte Klassische Philologie, Geschichte, Etruskologie und Archäologie in Bochum und Rom. Derzeit ist er Leiter des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums Wuppertal, Professor für Alte Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal und Lehrbeauftragter für die Didaktik der Alten Sprachen an der Universität Bochum. Zudem findet er Zeit für Publikationen, in denen er sich mit viel Sachverstand, Humor und Sprachwitz verschiedenen Aspekten der antiken Kulturgeschichte widmet.

 

Hier eine Auswahl der von ihm veröffentlichten Titel:

■ Alltag im alten Rom. Ein Lexikon

■ Baden, spielen, lachen. Wie die Römer ihre Freizeit verbrachten

■ Die unheiligen Spiele. Das antike Olympia zwischen Legende und Wirklichkeit

■ Geschichte der Etrusker

■ Humor in der Antike.

■ Luxus im Alten Rom. Die öffentliche Pracht

■ Luxus im alten Rom. Die Schwelgerei, das süße Gift ..

■ Mit dem Latein am Ende?

■ Musen am Telefon. Warum wir alle wie die alten Griechen sprechen, ohne es zu wissen

■ Nachtleben im alten Rom

■ Panem et circenses. Massenunterhaltung als Politik im antiken Rom

■ Romdeutsch. Warum wir alle Lateinisch reden, ohne es zu wissen

■ Smog über Attika. Umweltverhalten im Altertum

■ Wie Julius Caesar in die Fanmeile kam. Der etwas andere Einstieg ins Lateinische