Aktuelles
Offener Brief an Kultusminister Grant Hendrik Tonne
von Michael Spöring
Sehr geehrter Herr Minister,
wir wenden uns heute an Sie als eine Schule, die vor der Pandemie mit 2 Theater-AGs, 4 Chören, 2 Bigbands und 3 Orchestern sowie zahlreichen Sportangeboten und vielen weiteren AGs ihren Schülerinnen und Schülern im offenen Ganztag ein sehr reichhaltiges Schulleben geboten hat.
Unser Konzept war und ist es, durch dieses vielfältige Angebot den Schülerinnen und Schülern Anregungen zu bieten und ein soziales Miteinander zu gestalten, das durch das gemeinsame Tun in Arbeitsgemeinschaften die Sozialkompetenz und die Begabungen der jungen Menschen fördert, die Identifikation mit der Schule steigert, sie vor allem aber durch die Kontakte, die über den eigentlichen Unterricht hinausgehen, resilient macht und in Krisen stärkt. Im neuen Aktionsprogramm des MK wird dieses Konzept, das wir schon seit langer Zeit erfolgreich durchführen, mit dem Slogan umschrieben „Lernen (später: Schule) ist mehr als Wissenserwerb“.
Weil wir wissen, dass diese Ausdrucksform von Schulgemeinschaft unseren Schülerinnen und Schülern im ersten Lockdown und auch in der Zeit vor den Sommerferien 2020 besonders gefehlt hat, haben wir alles daran gesetzt, die verschiedenen Angebote aufrecht zu erhalten, indem sie ins Digitale verlegt wurden. Die Chöre haben z.T. über Monate digital geprobt, die Bands haben aus vielen Einzelvideos ein gemeinsames erstellt, um nur einige Beispiele zu nennen. Unsere Schülerinnen und Schüler haben uns zurückgemeldet, dass die Gemeinschaft, die wir hier digital geschaffen haben, sie auch in diesen Krisenzeiten gestärkt und ihnen Hoffnung gegeben hat. Diese Übergangslösungen sind aber auf keinen Fall einen weiteren Winter lang durchzuhalten.
Deshalb blicken wir mit großen Sorge dem nächsten Rahmenhygieneplan entgegen, denn wir fürchten eine Beibehaltung der Restriktionen, die eine kontinuierliche AG-Arbeit an den Schulen auf Dauer unmöglich machen. Die Bedingungen für die kulturelle Arbeit mit Schülerinnen und Schülern waren bisher in allen RHP deutlich strenger und damit hinderlicher als in den Regelungen für Chöre, Theatergruppen, Sportvereine in allen anderen Teilen der Gesellschaft.
Dies ist für die Schülerinnen und Schüler, die so große Freude am gemeinsamen Tun haben und für die dieses ein essenzieller Teil Ihres Schullebens ist, nicht mehr nachvollziehbar. Für uns als Schule wird es besonders unverständlich, wenn das MK einerseits in seinem Aktionsplan betont, dass die Schule ein Ort für mehr als Wissenserwerb ist. Andererseits aber wird dieses „Mehr“ so, wie es an Gymnasien wie dem unseren schon seit langer Zeit besteht, verhindert: Durch die Untersagung des offenen Ganztags im Szenario B und durch die hohen Hürden für gemeinsames Singen, Musizieren, Theaterspielen und Sporttreiben im Szenario A.
Deshalb unser Appell an Sie:
Lassen Sie Kultur, Theater, Konzerte in Schulen genauso wieder zu wie in anderen Bereichen der Gesellschaft.
Ermöglichen Sie den Schülerinnen und Schülern Gemeinschaft in der Schule auch über den Unterricht hinaus, indem Sie die Regelungen des schulischen RHP den sonst in der Gesellschaft geltenden Regelung anpassen.
Legen Sie es in die Verantwortung der Schulen, ob sie im Szenario B - unter Einhaltung der sonst dort geltenden Regeln und angepasst an die örtlichen Gegebenheiten und Inzidenzen - coronakonforme Möglichkeiten für die jungen Menschen schaffen, Gemeinschaft zu erfahren.
Solange Schüler in den Präsenzunterricht in die Schule gehen, müssen auch alle AGs (ggf. in angepasster Form) in Präsenz möglich sein!
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Dr. Dorothea Blume, Schulleiterin
Michael Spöring, StV
Andrea Wacker, Schulelternratsvorsitzende
Jennifer Hill, Kajsa Gerkens, Johannis Schmitz, Sarah Becker, Schülersprecher- und sprecherinnen
Teodora Wagenknecht, UNESCO-Koordinatorin
Dr. Dietrich Steincke, Fachgruppe Musik
Dr. Silke Lipski, Fachgruppe Deutsch
Peter Heilen, Fachgruppe Sport