Aktuelles
Thema "Organspende" im Religionsunterricht
von Christian Bode
Über den Besuch berichten Benedikt Pape und Hark Möller:
Wir hatten die Möglichkeit mit Organempfängern zu sprechen und Fragen zu stellen, die sich auf den medizinischen Vorgang, ihre Ängste und die Folgen für den Alltag bezogen. So lud der Religionskurs der Oberstufe mit der Kursleiterin Frau Brandt, Frau Meyer-Klein (Empfängerin eines neues Herzens) und Herrn Körte (Empfänger einer neuen Niere) zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde am 5. März 2015 ein.
Um die Diskussion vorzubereiten, wurde im Vorfeld ein Fragenkatalog erstellt, unterteilt in verschiedene Kategorien, beispielsweise Gefühle, Beschwerden und der Kontakt mit der Familie sowie der Ablauf der Transplantation.
Am Anfang des Gespräches erzählten Sigrid Meyer-Klein und Florian Körte jeweils den eigenen Ablauf ihres Krankheitsverlaufes und von der Wartezeit auf ein neues Organ.
So wartete Herr Körte zehn Jahre lang auf eine neue Niere, die er schließlich letztes Jahr im Mai bekam. Besonders spannend war für uns die Frage nach dem Gefühl mit dem "fremden" Organ und dessen Funktionsweise.
Florian Körte porträtierte sich nach und während der Transplantation hierbei als „Versuchskaninchen der Ärzte“, die zwar im Großen und Ganzen wissen, was zu tun ist, jedoch erfordert individuell jeder Patient eine spezifische Medikamenteneinstellung und Betreuung. Außerdem betonte er, dass diese Lösung nichts für die Ewigkeit sei und man erst langsam wieder lernen müsse, nicht vollständig einsatzbereit zu sein. Auch prägten Gefühle die lange Wartezeit wie Skepsis, Angst, aber auch Hoffnung angesichts der Leistung der modernen Medizin, die einem so hilft.
Auf die Frage, wie die Organempfänger die Vorschrift fänden, dass man den Namen des Organspenders nicht erfahren könne, sagte Sigrid Meyer-Klein: „Die Regelung, dass man es nicht erfährt, ist sinnvoll!“. Man sei dem Spender natürlich überaus dankbar, wenn man jedoch die Familie oder gar den Spender kennt, sei dies eine komplett neue Lage. Zwar besteht die Möglichkeit Briefkontakt aufzunehmen, aber der Absender/Adressat bleibt hierbei anonym.
Eine entscheidende Rolle in der Diskussion spielten die Frage des sozialen Kontakts und der Umgang der Situation in Verbindung mit der Außenwelt. Neugierig waren wir auf die Reaktionen von Familie und Freunden. Beide wollten nach der Transplantation an die Öffentlichkeit gehen. „Ich kann die Diskussion verstehen“, so Florian. Damit meinte er die Auseinandersetzung mit Fragen zur Organspenden.
Vor allem das nahe Umfeld, also Familie und enge Freunde, realisierten den Ernst der Lage, wogegen Sigrid Meyer-Klein und Florian Körte gar nicht immer erkannten, in was für einer Situation sie sich befanden. Es wurden Gespräche mit den engsten Vertrauten der Familie geführt, um in dem Falle, dass kein Spenderorgan gefunden wird, die Zukunft zu sichern – zumindest bei Frau Meyer-Klein, deren Leben davon abhing. Ein weiterer Aspekt, der das Umfeld betrifft, war, so Sigrid Meyer-Klein und Florian Körte, dass dieses sich während und nach ihrer Wartezeit auf ein neues Organ vermehrt mit dem Thema der Organspende auseinandersetzten. Auf einmal füllten viele Bekannte einen Organspendeausweis aus voller Überzeugung aus.
Nach der erfolgreichen Transplantation sind beide der Meinung, dass natürlich jeder für sich selber entscheiden muss, ob er ein Organ spenden will oder nicht und man sicher kein Gesetz einführen sollte, die dieses vorschreibt. Jedoch ist die Auseinandersetzung mit diesem Thema essentiell für jeden und es fällt deutlich schwerer, sich erst zu dem Zeitpunkt festzulegen, in dem man über jemandem entscheiden muss, ob seine Organe gespendet werden sollen oder nicht. Somit betonten beide auch die Vorteile eines Spenderausweises. Jedoch kann und muss man auch respektieren, wenn jemand seine Organe nicht spenden will, da dies ein Schritt ist, den jeder für sich alleine zu bewältigen hat.
Schließlich wendete sich die Diskussion zu dem aktuellen Lebensalltag der beiden Organempfänger. So hatten wir schon erfragt, dass das Leben der beiden leistungstechnisch eingeschränkter als vorher ist, jedoch nicht erfahren, wie ein normaler Tag aussieht. Sowohl Sigrid Meyer-Klein als auch Florian Körte - trotz seines jungen Alters - gelten als Rentner, als so genannte „berufsunfähige“ Personen und somit Frührentner. Sigrid nutzt die Zeit vor allem in Ausübungen ehrenamtlicher Arbeiten. Zuerst wollten beide unbedingt noch arbeiten, doch nach einiger Zeit akzeptierten sie die Einstufung und fanden sich damit zurecht.
Trotz des durchaus ernsten Themas war es eine lockere Runde, wozu alle Beteiligten beigetragen haben. Der Oberstufenkurs weiß es sehr zu schätzen, dass die beiden sich die Zeit genommen haben und somit den Unterricht bereichert haben. Sie bedankten sich bei den Organempfängern mit einer kleinen Aufmerksamkeit. „Es ist ein sehr kurzes Semester, aber diese Chance konnte ich uns einfach nicht entgehen lassen“, so Frau Brandt vor dem Gespräch.